Personal Profi, 08/2002
Familienbewusste Personalpolitik: Maßgeschneiderte Lösungen erforderlich
Ein Interview mit Karin Batz, Vorstand Finanzen und Personal, INOSOFT AG, Marburg, ein EDV-Systemhaus mit über 50 Mitarbeitern zur familienfreundlichen Personalpolitik.
Könnten Sie in Ihrem Unternehmen ohne die Mitarbeit von Frauen mit Kindern auskommen?
Ja, wir könnten es schaffen. Wenn Sie allerdings den Kreis erweitern auf Menschen mit Kindern, hätten wir ein sehr großes Problem. Leider haben wir in unserem Unternehmen nicht so viel Frauen, wie wir gerne hätten. Dies liegt
nicht an unserer Unternehmenspolitik, sondern an der mangelnden Bewerberinnenzahl und der Qualifikation. Dem haben wir aber einige engagierte Väter entgegenzusetzen, die sich aktiv um die Betreuung ihrer Kinder kümmern und
Teilzeit arbeiten. Sogar 2 Alleinerziehende Väter sind dabei!
Wie regeln Sie die Arbeit solcher Frauen und Männer, die Kinder zu versorgen haben?
Unsere Kollegen/innen haben die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten. Hier bieten wir keine starren Modelle an, sondern versuchen, je nach Bedarf und Lebensphase ein individuelles Modell zu entwickeln. Des weiteren können die
Mitarbeiter/innen einen Teil ihrer Aufgaben per Telearbeit von zu Hause aus erledigen. Dies wird allerdings nur unregelmäßig in Anspruch genommen. Außerdem haben wir 2 Kolleginnen, die sich einen Arbeitsplatz teilen.
Gibt es Schwierigkeiten, die im Betrieb erst beseitigt werden müssen, um Beruf und Familie zu vereinbaren?
Schwierigkeiten gibt es immer. Schließlich steht ja ein qualifizierter Mitarbeiter/innen dem Unternehmen nicht mehr voll zur Verfügung. Das bedarf der Planung, insbesondere bei den Kollegen/innen, die direkt mit unsern Kunden
zusammen arbeiten. Wie heißt es so schön? „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. Wenn Mitarbeiter und Unternehmen eine Lösung suchen, werden sie auch eine finden. Nicht immer sofort die Beste, aber immerhin eine Lösung.
Welche Formen der Mitarbeit sind für Mütter und Väter ideal?
Ideal ist es natürlich, Teilzeit in verschiedenen Variationen in Anspruch nehmen zu können, Job-Sharing oder auch Telearbeit. Aber ganz wichtig für Mitarbeiter/innen, die aktiv in der Kinderbetreuung eingebunden sind, ist das
Wissen um die Flexibilität des Unternehmens. Insbesondere bei unvorhergesehenen und nicht planbaren Engpässen. Ich selbst habe in meinem Büro auch schon Babysitter gemacht, während der Papa einen ganz wichtigen Termin
wahrgenommen hat.
Sie sind eine weibliche Führungskraft. Sehen Sie sich als Ausnahme in Ihrem speziellen Unternehmen oder könnten Sie sich diese Position generell in der Wirtschaft vorstellen?
Grundsätzlich könnte ich mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen auch in anderen Unternehmen diese Position bekleiden. Wenn ich mich allerdings so in den entsprechenden Kreisen bewege, bin ich oft die einzige Frau. Also bin ich
nicht unbedingt eine Ausnahme, aber schon eines der seltenen Exemplare der Gattung weiblicher Vorstand.
Sind Karriere und intensives Familienleben für Frauen ein Widerspruch?
Nein, kein Widerspruch, aber eine ungeheure Herausforderung. Es kostet enorme Kräfte, ständig und immer organisieren, planen und improvisieren zu müssen. Es bedeutet auch, manchmal das Gefühl zu haben, nicht mehr zu können und
nichts und niemanden wirklich gerecht zu werden.
Welche Entwicklung der Frauen im Betrieb erwarten Sie persönlich?
Ich erwarte und hoffe, dass Frauen und natürlich Männer in Zukunft etwas kreativer sind, wenn es darum geht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Und von Frauen erwarte ich, dass sie in Zukunft die Beteiligung der
Väter einfordern.
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